Die Kunst Türen zu verfehlen - oder ob du wirklich richtig stehst, merkst du wenn die Tür aufgeht

Als semi professioneller Erblindeter fällt einem manchmal die Benutzung von Türen schwer. Das wird vor allem dann sehr amüsant wenn dies in der breiten Öffentlichkeit passiert - welcher Sehende kennt nicht das Drücken oder Ziehen Problem. 

In meinem Fall waren es automatische Türen einer Straßenbahn. Ich solle eigentlich in meinem Mobilitäts und Orientierungstraining den Umgang mit und das Suchen nach Türen gelernt haben - funktioniert nur nicht morgens ohne Kaffee. 

 

Ich wartete auf meine Straßenbahn und diese fuhr (oh Wunder) auch ein, habe mich wie immer an den Massen von Studenten gehalten die sich wie in Metropolis Richtung Türen quetschen, diese Technik ist eigentlich auch sehr zuverlässig.  Nur an diesem Tag nicht, ich laufe selbstbewusst mit dem Stock, denke da ist die kleine Tittstufe und laufe mit Begeisterung gegen ein Fenster. So viel zum Thema Menschenmassen sind super.

Zum Glück ist mir nichts passiert außer das die penibel aufgebaute Müdigkeit verschwunden war und ich einigen Menschen ein made my day Lächeln auf das Gesicht zauberte.  

 

Man sollte schon den richtigen Eingang nehmen sonst nimmt einen die Bahn nicht mit, das heißt im Klartext ich sollte mich nochmal hinsetzten und darüber nachdenken ob ich die Technik etwas abändere. Soll ja kein running gag werden. Wobei es mir zum ersten Mal passiert ist, dass ich die Tür verpasst habe.

  

Jetzt ohne Flax mit Türen stehe ich etwas auf Kriegsfuß und ich habe gemerkt ich muss etwas vorsichtiger sein und vielleicht doch um Hilfe bitten, damit ich die Türe finde. Fragen ist keine Schande und nimmt sicherlich bei einigen Menschen in unserer Gesellschaft die Hemmungen und Berührungsängste. 

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Kommentare: 3
  • #1

    Iris (Sonntag, 24 April 2016 20:55)

    Hast du schon mal drüber nachgedacht, ein Buch zu schreiben?
    Bis jetzt informativ und zum Teil auch witzig. ... Selbst wenn sich das blöd anhört. Sorry.

  • #2

    Jakob Tissen (Dienstag, 26 April 2016 16:15)

    Ich werde jeden Eintrag deines Blogs lesen. Wenn alle so werden, wie dieser, dann ist Blind-sein sicherlich weiterhin schlimm. Aber es ist entscheidend, wie man damit umgeht. Kompliment!!!!!!!!!!

  • #3

    Angela (Dienstag, 21 Juni 2016 15:38)

    Nein, Fragen ist keine Schande. Im Gegenteil, es gibt uns Sehlingen die Gewißheit, das wirklich Hilfe benötigt wird. Denn leider kann es uns passieren, das ein freundliches Angebot in einem sehr rüden Ton abgelehnt wird. Das verunsichert! Ich, als Sehender kann, wenn, dann nur mit einem sehr geübten Blick erkennen, ob ein Blinder gerade Hilfe benötigt. Aber diese Zeit hat man oftmals nicht!